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Liebe

Liebe ist eine Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung. Nach einem engeren und verbreiteten Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, mit der Haltung einer innigen und tiefen Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe).

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Liebe...

...ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung. Nach engerem und verbreitetem Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt. Liebe kann unabhängig davon empfunden werden, ob sie erwidert wird oder nicht. Insbesondere in der Entwicklung eines heranwachsenden Menschen ist die Erfahrung liebender Zuwendung unabdingbar. Absoluter Mangel an Liebe führt beim Kind zu Hospitalismus. Fehlentwicklungen der Liebesfähigkeit sind im Sinne des „reinen“ Liebesbegriffes das Besitzdenken (Eifersucht) oderverschiedene Formen der freiwilligen Abhängigkeit bzw. Aufgabe der Autonomie bis hin zur Hörigkeit.

Quelle: Wikipedia

Was, wie und warum lieben wir

Was ist Liebe?

Liebe ist wissenschaftlich und völlig unromantisch ausgedrückt ein Gefühlszustand der Zuneigung. Es gibt unterschiedliche Arten der Liebe, die vom Verhältnis der Personen abhängen – etwa zwischen Liebespartner:innen oder Eltern und ihren Kindern. Doch auch innerhalb einer romantischen Beziehung gibt es verschiedene Formen: Am Anfang sind wir Hals über Kopf verliebt, danach bleibt es im Idealfall romantisch und wird ernster, später entsteht eine tiefe Bindung zum Partner beziehungsweise der Partnerin. Die wichtige Erkenntnis: Liebe verändert sich.

Ein Gefühl mit biochemischer Grundlage

Liebe wird oft als das stärkste Gefühl beschrieben und ist dabei äußerst ambivalent. Manche Menschen treibt sie in Zustände desvollkommenen Glücks, andere katapultiert sie in die Depression. Sie verfügt über die Kraft, alle moralischen Hemmschwellen über Bord zu werfen. Ein großer Teil der Morde sind Beziehungstaten, bei denen Besitzansprüche, Eifersucht und Enttäuschung auf die Liebe zurückzuführen sind. Aber auch das Gegenteil ist möglich: Die Liebe ist ein Gefühl mit biochemischer Grundlage und neurobiologischen Mustern, die es uns Menschen ermöglicht und vereinfacht, Bindungen einzugehen. Sie stärkt das Miteinander, erhöht evolutiv betrachtet den Paarungserfolg und die Chancen auf gesunden Nachwuchs. Das sichert einer Spezies das Überleben. Die Liebe ist eine der einflussreichsten und trickreichsten Funktionen, die sich über Jahrmillionen in Gehirn und Körper eingebaut haben.

Warum lieben wir?

Es gibt unterschiedliche Ansätze, um den Zweck von Liebe evolutionär zu erklären. Liebe bringt Menschen zusammen und dabei vor allem Männchen und Weibchen. Sie unterstützt den Trieb, sich fortzupflanzen, und dient insofern dazu, dass die Spezies überlebt. Die sexuelle Reproduktion führt auch dazu, dass sich das Erbgut der Eltern möglichst geschickt kombiniert. Darüber hinaus kann die Liebe einer langfristigen Beziehung dem Nachwuchs dabei helfen, geschützt und sicher aufzuwachsen. Irgendwann lässt die Verliebtheit zwar nach, aber die Liebesbeziehung ermöglicht uns eine Partnerschaft mit Vertrauen, Nähe und Geborgenheit – essenzielle Bedürfnisse des Menschen. Die Liebe kann das Wohlbefinden des Menschen positiv beeinflussen.

Können alle Menschen lieben?

Das ist vor allem eine Definitionssache. Es gibt unterschiedliche Formen der Liebe und unterschiedliche Beziehungsmuster, in denen diese Liebe gelebt wird: Selbstverliebtheit, romantische Liebe, leidenschaftliche Liebe und Sex sowie Liebe zwischen Eltern und Kindern oder auch Freunden. Lässt man alle diese Formen gelten, wird vermutlich jeder Mensch zu mindestens einer Form der Liebefähig sein. Doch nicht alle sind auch zu jeder Form der Liebe fähig – und sei es nur für einen gewissen Zeitraum. Psychische Störungen wie eine Depression, aber auch Traumata können Menschen verändern und derart prägen, dass sie zunehmend beziehungsunfähig werden. Sie isolieren sich und damit fehlen wichtige Faktoren für den Aufbau einer Liebesbeziehung. Menschen ohne Urvertrauen fällt es schwer, sich auf andere Personen einzulassen – für langfristige Beziehungen ist das ein Muss.

Was passiert im Körper, wenn wir lieben?

Zunächst einmal: Die Poesie liegt völlig daneben. Verliebtsein und Liebe haben ihren Ursprung nicht im Herzen. Der Herzschlag kann aber durchaus ein Symptom dafür sein, dass jemand wirklich verliebt ist. Frisch Verliebte haben einen erhöhten Herzschlag, feuchtere Haut und Hände, die Wangen sind stärker durchblutet und röten sich. Verliebtsein ist ein extrem starker, einnehmender Gefühlszustand – und fast alles spielt sich im Gehirn ab. Zeigt man Paaren das Bild ihres Partners beziehungsweise ihrer Partnerin, dann sehen Forschende anhand von MRT-Aufnahmen, dass das limbische Belohnungssystem im Gehirn deutlich stärker anspringt, als dies etwa bei Freund:innen oder Verwandten der Fall ist. Gleichzeitig aber reduziert sich die Aktivität in anderen Gehirnarealen, etwa dem präfrontalen Cortex. Er ist für rationales Denken zuständig. Schaut man sich solche Studien an, scheint viel dran zu sein am geläufigen Spruch: Liebe macht blind.

Verliebte erscheinen Forschenden wie Kranke.

Leidenschaftliche Liebe befeuert Zustände im Körper und insbesondere im Gehirn, die einer Sucht gleichen. Botenstoffe wie das sogenannte Glückshormon Dopamin überschwemmen unser Denkorgan. Verliebte sind euphorisch – genau wie suchtkranke Menschen. Gleichzeitig sinkt bei vielen Personen gleichzeitig der Serotoninspiegel. Auch hier handelt es sich um eine Art Glückshormon. Doch bei Verliebtheit gleicht der Zustand eher einer Zwangsstörung, die sich in Form einer Obsession ausdrücken kann. Plötzlich sind die Verliebten nur noch auf eine einzige Person fixiert, alle Gedanken kreisen nur noch um sie. Vor allem für das soziale Umfeld oft ein genauso verwunderliches wie schmerzliches Erlebnis. Allerdings weisen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch darauf hin, dass es nicht leicht ist, von Aktivitäten und Mustern im Gehirn direkt auf psychologische Vorgänge beim Menschen zu schließen – aber genau deshalb wird es spannend. Übersichtsarbeiten zeigen etwa: Nicht bei allen Personen sinkt der Serotoninspiegel, und während der Testosterongehalt bei Frauen ansteigt, sinkt er bei Männern – und: Mit der Zeit verändert sich wieder alles.

Verliebtsein und Liebe sind grundverschieden

Der Hormoncocktail ist mitverantwortlich dafür, dass wir plötzlich alles ganz anders wahrnehmen und auch anders handeln. Eigentliche Denkmuster im Gehirn sind somit plötzlich überbrückt. Die Entscheidungen finden über andere Nervenbahnen statt. Doch wenn die Beziehung länger dauert, gewöhnt sich der Körper an die Rauschzustände und die Euphorie nimmt ab. Die neuronale Verarbeitung läuft immer weniger über das Lustzentrum, dafür viel mehr über ein Gehirnareal, das Gefühle verarbeitet. Kuscheln, Knutschen und Zweisamkeit führen dazu, dass der Dopaminrausch mit mehr Oxytocin und Vasopressin ersetzt wird. Aus blindem Verliebtsein wird eine reifere Beziehung – und das lässt sich auch in Körper und Gehirn nachweisen.

Können wir uns in jeden Menschen verlieben?

Die Attraktivität, die von einem Menschen ausgeht, basiert auf vielen Faktoren: Aussehen, Charakter und Erscheinung und insbesondere auch Geruch. Der Mensch nimmt unweigerlich Duftnoten wahr, die bei jedem Menschen einzigartig sind. Sie haben etwas mit dem Erbmaterial zu tun. Über diese speziellen Gerüche können unsere Körper kommunizieren und dem Menschen meistunbewusst signalisieren, ob das Gegenüber zur Fortpflanzung geeignet ist. Denn die Evolution möchte vor allem eines: Vielfalt. Je stärker sich die Gene von zwei Menschen unterscheiden, desto eher finden sie sich attraktiv. Genetisch ziehen sich Unterschiede also an. Das hat den einfachen Grund, dass die Natur so versucht, die Nachkommen besser gegen Krankheiten zu rüsten. Wenn diese Form der Anziehung nicht gegeben ist, hat es die Liebe zwischen zwei Personen schwerer. Allerdings können auch Charakter und Interessen von Personen das Gegenüber so sehr von sich überzeugen, dass sich Verliebtheit einstellt – unabhängig davon, ob nun Körpergeruch oder Aussehen dem eigentlichen Traumtypus entsprechen. Es deutet sich wissenschaftlich aber an: Der Geruch ist ein äußerst wichtiges Kriterium.

Kann man seinen Partner ewig lieben?

Die Realität ist: Eine Hochzeit bedeutet noch lange nicht, dass der Partner oder die Partnerin treu bleibt. Die Scheidungsraten sind seit den 1970er-Jahren in der westlichen Welt rapide angestiegen. Mittlerweile wird jede zweite Ehe geschieden. Das hat auch damit zutun, dass Menschen heute unabhängiger sind und damit gängige Rollen- und Familienbilder überholt sind. Heute leben Menschen nicht mehr zusammen, weil sie es aus wirtschaftlichen Gründen müssen, sondern weil sie mit der anderen Person zusammenleben wollen. Wenn auch nur für ein paar Jahre.

Nach wenigen Jahren steht eine Entscheidung an

Forschende stoßen immer wieder auf Paare, die auch nach Jahrzehnten noch von einer frischen Liebe sprechen. Sie scheinen gegen den Coolidge-Effekt immun zu sein. Dieser beschreibt, wie der anfängliche Rauschzustand verfliegt und die Partner nach etwa vier Jahren plötzlich mit einer hormonellen und neurobiologischen Leere klarkommen müssen. Das Dopamin ist verflogen, die Euphorie längst nicht mehr da, stattdessen dominiert der Alltag und etwa die Frage, warum die leere Klopapierrolle noch in der Halterung steckt.

Abwechslung und Adrenalin können Beziehungen stärken

Auf die Art und Weise des Miteinanders scheint es anzukommen, zu diesem Schluss kommen auch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sobald sich Menschen in einer Beziehung in negativer Weise übereinander lustig machen, sich nicht mehr ernst nehmen und anfangen zu belügen, beginnt die Liebe zu verfliegen. Offenheit und Vertrauen, selbst in schwierigen Phasen, scheinen Beziehungen zu stärken. Die Liebesforscherin Helen Fisher hat auch einen sehr praktischen Tipp für Paare: Sie sollen aus ihrem Alltag ausbrechen, ihre Routinen immer mal wieder über Bord werfen und gemeinsam Neues und Aufregendes erleben. Schon für das Kennenlernen gilt: Je mehr Aufregung und Adrenalin in dieser Situation mitspielt, desto attraktiver finden sich die Personen.

Welche Rolle spielt Sex?

Lust ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die sexuelle Anziehung ist auch ein Maß dafür, wie attraktiv man den Partner oder die Partnerin findet. Wenn die Lust auf den Partner abnimmt, kann das zu Beziehungsproblemen führen. Insbesondere bei Frauen führt Sex und dabei ein Orgasmus zu einem Anstieg an Oxytocin und Vasopressin, also Bindungshormonen. Bei Männern hingegen sinkt der Vasopressinlevel nach dem Sex ab. Männer scheinen ihre emotionale Bindung eher anders zu festigen. Normal ist: Mit der Zeit nimmt das sexuelle Interesse ab. Was zu Beginn noch als Liebesbeweis taugt, womit Neugier und Verlangen gestillt werden, wird irgendwann Routine. Das klingt negativer, als es ist: Weniger Sex bedeutet vor allem, dass Geborgenheit und Vertrauen wichtiger geworden sind. Aber: Guter Sex kann kurzzeitig wieder rauschähnliche Zustände herbeiführen. Er stärkt außerdem die Bindung über bestimmte Hormone und gilt als ein Baustein dafür, dass manche Paare auch nach Jahrzehnten noch davon sprechen können, sich genauso verliebt zu fühlen wie beim Kennenlernen.

Quelle: www.quarks.de