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Was genau ist ein Pflegender Angehöriger?

Ein weiser Mann sagte vor langer Zeit, die Grundlage für jegliche Wahrheit und Weisheit liege in der sauberen Definition der Begriffe. Beginnen möchten wir deshalb mit einer Definition samt Abgrenzung zu artverwandten Funktionen. Also, was ist ein Pflegender Angehöriger und was nicht?

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Nach unserem letzten Artikel über die weitgehend unsichtbaren Helden in unserem Gesundheitssystem möchten wir uns neu ausrichten. Es ist uns wichtig, Ihnen als Pflegende Angehörige / Pflegender Angehöriger maximalen Mehrwert für Ihre so wertvolle Aufgabe zu bieten. Dazu haben wir uns entschieden, ergänzend zu unserer fachlich tiefgehenden professionellen Ausbildung zum Pflegehelfer (mehr dazu finden Sie hier) essenzielles Grundwissen für Sie kompakt aufzubereiten und in leicht bekömmlichen Häppchen zu präsentieren.

Wovon genau sprechen wir?

Im Gegensatz zu gesetzlich geschützten Begriffen wie zum Beispiel der Titel „Doktor“ oder die Berufsbezeichnung „Pflegefachmann / -frau“ in der Medizin haben wir es bei Pflegenden Angehörigen mit einer Bezeichnung zu tun, die frei verwendet werden kann. Somit wird auch keine professionelle Ausbildung benötigt, um als Angehörigenpfleger*in zu wirken.

Ein Pflegender Angehöriger ist also entweder wie meistens ein Familienmitglied, ein Freund oder sogar ein Nachbar einer Person, die von Ihnen aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen und Beschwerden vollständig oder teilweise versorgt oder betreut wird. Im Gegensatz zu beispielsweise einem hochspezialisierten Chirurgen stehen Sie zwar nicht am OP-Tisch, kümmern sich aber um eine breite Palette an alltäglichen Aufgaben wie beispielsweise die Körperpflege, eine gesunde und geeignete Ernährung, eine Absicherung der bestmöglichen Mobilität oder der Organisation von Terminen und dem Sozialleben.

Macht mein Aufwand als Pflegender Angehöriger einen Unterschied?

Nur weil Sie als Pflegender Angehöriger vielleicht keinen vornehmen Titel tragen oder ein Diplom in der Tasche haben, so ist Ihr Aufwand beim Umsorgen Ihrer Liebsten doch enorm wichtig – selbstverständlich für den Pflegefall in Ihrem Umfeld, aber auch für die gesamte Gesellschaft.

Tatsächlich ist es wichtig zu wissen, dass Sie im üblichen Falle die wichtigste und oftmals erste Unterstützung für bedürftige Menschen leisten, die im Gesundheitssystem zu nennen ist. Noch vor dem professionellen Pflegepersonal in den Spitälern und Kliniken, ja sogar noch vor den studierten und erfahrenen Ärzten aller Fachrichtungen sind Sie essenziell, denn Sie sind vor Ort, bieten Halt und ein offenes Ohr, erkennen neue Probleme und handeln im Zweifelsfall frühzeitig, sollte das Involvieren von weiteren Schnittstellen für eine optimale Behandlung notwendig sein. Man könnte Sie also als Kenner aller Disziplinen bezeichnen, denn Sie bilden das Bindestück zwischen den Spitälern, Kliniken, Praxen, weiteren Pflegediensten und dem Pflegefall in Ihrer Mitte.

Ihre einzigartige Bindung zu dem pflegebedürftigen Menschen ist dabei der Schlüssel zu einem Austausch geprägt von Vertrauen und Offenheit, was Ihnen einen sonst kaum möglichen Einblick in das tatsächliche physischen und psychische Befinden Ihrer Liebsten gibt. Wechselseitig motiviert Ihre persönliche Verbindung untereinander Sie dazu, die Umsorgung zu einer Herzensangelegenheit zu machen und damit ein Engagement und eine Umsichtigkeit aufzubringen, das von bezahltem Personal in dieser Form nicht zu leisten ist und auch kaum erwartet werden kann.

Angehörigenpflege muss nicht vollkommen ehrenamtlich sein

Auch wenn die Mühe eines Pflegenden Angehörigen nicht zwangsläufig immer im finanziellen Sinne entlohnt wird, so ist sie zweifelsohne lohnenswert - so viel steht fest. Doch viele von Ihnen kümmern sich hingebungsvoll um die pflegebedürften Menschen in Ihrem Leben, ohne irgendeine Form von wirtschaftlicher Wertschätzung oder Entschädigung zu erhalten. Dazu ist es wichtig zu verstehen, dass bei einer intensiven Pflegeaufgabe fast immer Abstriche im eigenen Leben gemacht werden müssen, sei es durch das Reduzieren des Arbeitspensums, durch weniger Freizeit oder weniger Sozialleben.

Auch wenn wir unsere Angehörigen tief im Herzen lieben und die Pflege aus voller Überzeugung und ohne finanzielle Erwartungen übernehmen, gibt es Möglichkeiten, sich professionell aufzustellen. Gesetzliche Regelungen ermöglichen es den Pflegenden Angehörigen heute, über Organisationen wie AsFam einen Lohn zu erhalten– und das sogar schon, bevor einen entsprechenden Pflegehelferkurs abgeschlossen wurde. So erhalten Pflegende Angehörige für ihre wertvolle Arbeit eine Vergütung von der AsFam. Diese Art der formalen Anstellung ist eine Option, die viele noch nicht kennen, aber ernsthaft in Betracht ziehen sollten. Nicht nur für das Wohl der pflegebedürftigen Personen in Ihrem Leben, sondern auch für Ihre eigene langfristige Zufriedenheit und die Vermeidung von Überlastung ist dies eine überlegenswerte Möglichkeit.

Weitere Informationen finden Sie unter https:pflegendeangehoerige.asfam.ch

Der Blogartikel wurde von Herrn Vincent Arzenton geschrieben.